MTA-Tunnel – Erstes Bauteil zu Klinikum 2 ist vollendet
Wenn das Klinikum 2 mit all seinen Komponenten fertiggestellt sein wird, gibt es ihn schon längst: Der neue MTA-Tunnel (Mitteltransportanlage) beim Baufeld für den Bettenturm hat seinen Betrieb aufgenommen. Er ist einer der zentralen Transportwege im USB-Campus.
2025-05-14, 10:00 Uhr
Wer in das unterirdische Versorgungssystem des USB eingreift, operiert am offenen Herzen. Dieses Adernetz versorgt die Stationen mit allen im Spitalalltag benötigten Gütern. Verlässlichkeit rund um die Uhr ist Pflicht. Der bisherige MTA-Tunnel verlief mitten durch das Baufeld für Klinikum 2. Er stand der Entwicklung des Campus Gesundheit im Weg und musste verlegt werden.
In den Augen von André Gattlen, Leiter Transporttechnik, war die Planung dieser Verlegung die herausforderndste Phase im Projekt. Die technischen Pläne sind das eine, die Prozesse das andere, um zügig bauen zu können, ohne den laufenden, sensiblen Betrieb zu behindern.
Der neu erstellte Tunnelabschnitt besteht aus zwei Teilstücken, gleichbedeutend mit zwei Bauetappen. Die Ost-West-Verbindung ist die Hauptschlagader zum Klinikum 2, durch die rund 40 Prozent des gesamten Warenverkehrs im Campus läuft. Nach einer siebenmonatigen Bauzeit wurde sie im Januar 2025 in Betrieb genommen. Die internen Transporte mussten für eine kurze Zeitspanne anders organisiert werden.
Drei Transportsysteme (siehe Infokasten) teilen sich denselben Gang. Nur der Rohrpost steht bei Bedarf ein „Bypass“ zur Verfügung – sie kann umgeleitet werden. Die MTA und die STA (Mittel- und Spontantransportanlage) der alten Ost-West-Verbindung wurden hingegen an einem Freitagnachmittag abgeschaltet. Das Wochenende stand zur Verfügung, um den Neubau ins Netz einzubinden. Zum einen galt es die mechanischen Arbeiten abzuschliessen. An den Knotenpunkten musste das bestehende STA-Trassee von der Tunneldecke demontiert und das neue montiert, elektrisch angeschlossen und ins Leitsystem integriert werden. Schritt für Schritt wurde die Anlage hochgefahren und auf Volllast getestet.
Die Tage waren drehbuchmässig durchgetaktet. Es stand nur eine Schicht im Einsatz, um keinerlei Informationsverluste durch einen Personalwechsel zu riskieren. In gestaffelter Form sorgten insgesamt fünf Externe (Mechaniker, Elektriker und Programmierer) und ein USB-Mitarbeiter für die Umstellung. Mit Ausnahme von kleinen, unspektakulären Störungen legte der neue, teilweise doppelspurig befahrbare Tunnelabschnitt einen Bilderbuch-Start hin.
Mittlerweile ist auch der Nord-Süd-Gang vollendet. Da die Schnittstelle zum neuen Ost-West-Gang bereits gebaut war, verlief diese Umstellung etwas weniger nervenaufreibend. Seit Montag, 5. Mai 2025 ist der MTA-Tunnel beim Klinikum 2 nun vollständig in Betrieb. Ein wichtiger Anfang ist gemacht!
Drei Transportsysteme für unterschiedliche Güter
Im Tunnel der Mitteltransportanlage (MTA) herrscht geschäftiges Treiben. Vorfahrt haben die autonomen Fahrzeuge, die im Schritttempo durch die Gänge kurven. In Containern befördern sie bis zu 200 Kilogramm Waren an ihren Bestimmungsort und zurück. Alles, was geplant und regelmässig in grösseren Mengen und Volumen im Areal verschoben werden muss, nutzt diese insgesamt 2,5 Kilometer langen Versorgungswege – zum Beispiel Lebensmittel und Verbrauchsmaterial, Wäsche und Entsorgungsgüter. Pro Tag finden knapp 1000 Fahrten mit 70 Tonnen Gewicht zu neun internen Bahnhöfen statt. Von dort aus werden 51 Stationen bedient.
Durch den gleichen Tunnel verläuft die Spontantransportanlage (STA) für leichtere, kleinere Güter bis 10 Kilogramm Gewicht – von Apothekengütern bis zu Post und Patientenessen. Rund 3000 Kisten rollen pro Tag über die Förderbänder an der Tunneldecke zu den 60 Transportaufzügen.
Die schnellste und am feinsten verästelte Versandart ist die Rohrpost, die sämtliche Gebäude auf dem Campus verbindet. Zylindrische Behälter (Transportbüchsen) werden von Druckluft durch die Kunststoffröhren geschoben. Rund zwei Drittel des Volumens betreffen Transporte zur und von der Labormedizin, hauptsächlich Blutprodukte, Notfall- und Gewebeproben.

André Gattlen, Leiter Transporttechnik
Nachhaltig vernetzt
Interview mit André Gattlen
André Gattlen, wie tief haben Sie durchgeatmet, als die letzten Arbeiten am MTA-Tunnel abgeschlossen waren?
Der grösste Moment der Anspannung war da schon vorbei. Wir waren alle nervös, als der Ost-West-Gang in Betrieb ging. Man erreicht einen Punkt, wo das Bestehende ausser und das Neue in Betrieb geht. Da kann man auch nicht mehr zurück und diese Schnittstelle lässt sich nicht proben. Dass tatsächlich alles klappt, weiss man erst, wenn das Neue funktioniert und belastbar ist.
Es ist eine Herausforderung, bei laufendem Betrieb zu bauen. Gibt es dafür ein Erfolgsgeheimnis?
Rechtzeitig zu erkennen, wen man wann ins Boot holen muss ... Mit unseren Aufgaben beanspruchen wir immer Platz – wir brauchen Fläche und Steigzonen, um die Gebäude erreichen und versorgen zu können. In die Planung fürs Klinikum 2 waren wir sehr früh involviert, das war eine schöne Zusammenarbeit mit den Architekten. Entsprechend gut können wir in den Gängen nun manövrieren.
Welche Bedeutung hat der 5. Mai für Sie, der Tag der Komplettierung des MTA-Tunnels?
Wir haben ein Fundament gebaut für das zukünftige Klinikum 2. Auf dieses Grundgerüst der Versorgung kann man aufbauen. Das ist ein Meilenstein für die Entwicklung des Campus Gesundheit, auf den alle Beteiligten stolz sein dürfen.