Die TIL-Immuntherapie im Fokus: Bettinas Kampf gegen schwarzen Hautkrebs

Bettina Gloor ist 37 Jahre alt, Mutter von drei Kindern und führt ein geordnetes Leben – bis eine Diagnose ihr Leben auf den Kopf stellt: schwarzer Hautkrebs. Ein malignes Melanom, eine besonders aggressive Form der Erkrankung.

2025-06-13, 17:00 Uhr

Anfangs wirkt alles harmlos. Ein dunkler Fleck auf der Schulter wird entfernt. Die Ärzte geben Entwarnung – der Krebs scheint vollständig beseitigt. Doch ein Jahr später beginnen Hüftschmerzen, die sich als Zeichen dafür entpuppen, dass sich Metastasen im ganzen Körper gebildet haben. 

 

Nachdem eine konventionelle Immuntherapie keinen Erfolg zeigt, kommt Bettina in das sogenannte TIL-Therapieprogramm am Universitätsspital Basel. TIL steht für «tumorinfiltrierende Lymphozyten» – körpereigene Immunzellen, die aus einem Tumor isoliert, im Labor stark vermehrt und dann wieder in den Körper zurückgegeben werden. 

 

Laut Prof. Heinz Läubli, Leiter der Klinischen Forschung Onkologie am USB, «sprechen 20 bis 40 Prozent der Patient*innen gut auf diese Therapie an – auch, wenn frühere Behandlungen nicht geholfen haben». Für viele sei es «die letzte Option», da Patient"innen ohne Therapie in der Regel nur noch wenige Monate zu leben hätten. 

 

Am 2. Juli beginnt Bettina ihre Behandlung. Zunächst wird ihr ein Stück Tumorgewebe entfernt. Daraus werden die TIL-Zellen im Reinraumlabor extrahiert und mit einem Eiweiss stimuliert, sodass sie sich bis auf 100 Milliarden Zellen vermehren. Parallel durchläuft Bettina eine fünftägige Chemotherapie, um ihren Körper auf die Rückgabe der Zellen vorzubereiten. 

 

Am 10. Juli werden die vermehrten Immunzellen intravenös verabreicht – zusammen mit einem weiteren Eiweiss zur Aktivierung der Abwehrkräfte. Bettina erinnert sich an diesen Moment: «Ich wollte unbedingt ein Foto machen – dieser Beutel könnte mir das Leben retten». 

 

Doch ihr Körper reagiert mit schweren Nebenwirkungen: hohes Fieber, Atemnot und Kreislaufversagen führen zu einer Verlegung auf die Intensivstation. Prof. Andreas Holbro, leitender Arzt Hämatologie, erklärt, dass sowohl Chemotherapie als auch Zelltherapie «starke entzündliche Reaktionen auslösen können». Es könne zu Fieber, Kreislaufinstabilität oder Lungenproblemen kommen. «In einigen Fällen müssen Patient*innen intensivmedizinisch betreut werden», so Prof. Holbro. Trotz der Risiken könne diese Therapie jedoch lebensrettend sein – insbesondere, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft seien. 

 

Drei Monate später zeigt die Bildgebung den ersehnten Durchbruch: Fast alle Metastasen sind verschwunden. Nur ein kleiner Rest im Knie wird zusätzlich bestrahlt. «Als ich die Bilder sah, fragte ich: Ist das wirklich mein Körper?», erzählt Bettina. 

Heute blickt sie mit neuer Hoffnung in die Zukunft. «Durch die Therapie erhielt ich noch einmal eine Chance, mein Leben weiterleben zu dürfen. Ich habe wortwörtlich ein zweites Leben geschenkt bekommen. Ich fühle mich in der Bestform meines Lebens – dank dieser Therapie».

 

Mehr dazu im TV-Beitrag von «gesundheit heute».

Ihr Kontakt

Universitätsspital Basel 
 
Prof. Heinz Läubli 
Leitender Arzt / Leitung Klinische Forschung Onkologie
 
Prof. Andreas Holbro 
Leitender Arzt Hämatologie